Heini Hediger (1908 – 1992) als Forschungsreisender und Herpetologe „Erinnerungen anlässlich seines 100. Geburtstages am 30. November 2008“

Heini Hediger (1908 – 1992) als Forschungsreisender und Herpetologe „Erinnerungen anlässlich seines 100. Geburtstages am 30. November 2008“

Von René E. Honegger, Kilchberg, Schweiz

Zusammenfassung

Heini Hediger ist als Begründer der Tiergartenbiologie und als Direktor der Zoologischen Gärten von Bern (Dählhölzli, 1938 bis 1944), Basel (Zolli, 1944 bis 1953) und Zürich (1954 bis 1973) bekannt.
Vor Erfüllung seines Berufswunsches „Zoodirektor“ (1938) reiste Hediger dreimal nach Marokko (1927, 1933 und 1937). Dort beobachtete und studierte er das Verhalten verschiedener Reptilien in ihrer natürlichen Umgebung. „Ich glaube, hier wurde mir zum ersten mal klar, wie streng Biotope (Lebensräume) gegeneinander abgegrenzt und wie beschränkt die individuellen Territorien (Wohnräume) sein können“. Zwei Begriffe, die den Zoologen ein Leben lang beschäftigen. Für das Naturhistorische Museum Basel (NHMB) sammelte er Insekten, Amphibien und Reptilien.
Auf der Reise in die Südsee (1929-1931) als Zoologe in einer Expedition des Museums für Völkerkunde Basel ging es ihm darum, „nicht einfach Material für das Basler Museum zu sammeln, sondern die Biotope und die Lebensäusserungen der verschiedenen Tiere kennenzulernen“. Nach der Rückkehr aus der Südsee schloss Hediger 1932 an der Universität Basel sein Zoologiestudium mit der Publikation „Beitrag zur Herpetologie und Zoogeographie Neu Britanniens und einiger umliegender Gebiete“ ab. Unter den 54 gesammelten Amphibien- und Reptilienarten erkannte der Basler Herpetologe Jean Roux 1934 eine neue Giftnatter, die er zu Ehren von Hediger Parapistocalamus hedigeri nannte. Hedigers Beobachtungen der Fluchtreaktionen bei Reptilien waren der Anlass zur Publikation „Zur Biologie und Psychologie der Flucht bei Tieren“, welche ihm 1935 mit anderen Veröffentlichungen zur Habilitation als Privatdozent an der Universität Basel diente.
Im Anschluss an seine Dissertation erhielt Hediger eine Anstellung im Naturhistorischen Museum Basel unter Kustos Roux. Ende 1936 wurde er zum Nachfolger von Roux als Kustos der Zoologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Basel gewählt. Im September 1938 wurde Hediger Verwalter des 1937 eröffneten Tierparks Dählhölzli, Bern. Damit war sein Berufswunsch „Zoodirektor“ erfüllt.
Nach der Rückkehr von seinen Forschungsreisen fand Hediger „ein starkes Bedürfnis, meine Reiseeindrücke journalistisch auszuwerten“. Mit einem Beitrag über Schlangen, der 1928 kurze Zeit nach der ersten Marokko-Reise erschien, begann eine neue Zeit der Reiseberichterstattung: Klare und wissenschaftlich korrekte Berichterstattung von großem Unterhaltungswert.
Im Jahr 1936 erarbeitete Hediger, damals Kustos am Naturhistorischen Museum Basel, im Auftrag der Gesellschaft für Chemische Industrie (CIBA), Basel, eine Broschüre über die Schlangen Mitteleuropas. Sie wurde in deutscher und französischer Sprache sämtlichen schweizerischen Ärzten zugestellt.
Im Jahr 1960 gründete Hediger zusammen mit Bernhard Grzimek und Konrad Lorenz als Mitherausgeber die internationale Zeitschrift „Das Tier“. 1971 schrieb Hediger den Schlangenteil in Grzimeks „Tierleben“.
Seine Leistungen als Zoologe und Zoodirektor würdigte Rübel (2009). Seine Bibliographie erschien 1968 (Schmidt & Honegger 1968) und ein Nachtrag dazu 1993 (Schmidt & Honegger 1993), wo auch alle Arbeiten Hedigers mit herpetologischem Inhalt zu finden sind. Aus Anlass seines 100. Geburtstages am 30. November 2008 soll hier auf Hedigers Tätigkeit als Forschungsreisender und Herpetologe hingewiesen werden.

Summary

Heini Hediger, father of Zoo Biology, the interdisciplinary Study of captive Animals, and zoo director, was a very active field herpetologist and Zoological explorer in his early life. He traveled and collected in Morocco (1927, 1933 and 1937) for his own live collection and for the Basle Museum of Natural History (NHMB). During those trips, he also specialized on observing and documenting the behaviour of reptiles. During 1929-1931, he joined as zoologist an ethnographical expedition of the Basle Museum for Ethnology (Völkerkunde) to the South Pacific. The specimens collected and his detailed behavioural studies on amphibians and reptiles, es-pecially on their flight, later became the theme of his Ph. D. thesis „Beitrag zur Herpetologie und Zoogeographie Neu Britanniens und einiger umliegender Gebiete“. Among the new Herpetofauna were a new Skink Leiolopisma rouxi (Hediger 1934) and a new Frog Rana bufoniformis cognata (Hediger 1934). Jean Roux described Parapistocalamus hedigeri 1934, a new Elapid snake from Bougainville. One of his papers focused on the „flying“ behaviour of snakes, which he had observed in the Bismarks in 1930. In 1936, Heini Hediger succeeded Roux as curator at the NHMB. During this time at the Basle Museum, he wrote the standard guide to the snakes of Europe „Die Schlangen Mitteleuropas. [Les Serpents de l’Europe centrale]“. When Hediger was elected as director of the small zoo “Dählhölzli” in Berne in the fall of 1937 he had reached his aim „Zoo-Director“. From 1944 until 1953, he was zoo director in Basle, and from 1954 until his retirement in 1973, he was director at the Zoo Zurich, Switzerland. Throughout his zoo career, he focused on animal behaviour, never neglecting herpetology and published widely. Hediger founded together with Bernhard Grzimek and Konrad Lorenz as his copublishers the journal „Das Tier“ in 1960. For Grzimek’s „Animal Encyclopedia“, he wrote 1971 the part on Snakes.
Rübel (2009) appreciated his achievements as a zoologist and zoo manager. His bibliography appeared in 1968 (Schmidt & Honegger 1968), an additional supplement in 1993 (Schmidt & Honegger 1993) which contains also all the publications written by Hediger with a herpetological content. On the occasion of his 100th birthday on the 30th November, 2008, it should be pointed out here to the activities of Hediger as an explorer and herpetologist.