Kulturgeschichtliches zur Schildkröte. Die Schildkröte im Equipment von Einbrechern im arabisch-islamischen Mittelalter

Kulturgeschichtliches zur Schildkröte. Die Schildkröte im Equipment von Einbrechern im arabisch-islamischen Mittelalter

Von Klaus Kabisch, Markranstädt

Zusammenfassung

In seinem „Kašf al-asrār“ zeichnet der Damaszener al-Ğawbarī ein einzigartiges Sittenbild des professionellen Gaunertums im arabisch-islamischen Mittelalter. Die wenigen vorhandenen Angaben zur Vita des Autors, der in der ersten Hälfe des 13. Jahrhunderts (entspricht dem 7. Jahrhundert islamischer Zeitrechnung) lebte, gehen sämtlich auf entsprechende Hinweise aus seiner Schrift zurück.
Das in zeitgenössischer arabischer Sprache verfasste Werk liegt offenbar als Original-Manuskript nicht mehr vor und existiert nur noch in Form einiger Abschrifen. Es beginnt mit einer Einleitung, an die sich der in 30 Abschnitte gegliederte Hauptteil anschließt. Alle Abschnitte zerfallen in eine unterschiedliche Anzahl von Unterkapiteln. In ihnen beschreibt al-Ğawbarī eindrucksvoll die Gaunergilden der sehr verschiedenartigen mittelalterlichen islamischen Unterwelt.
Der vorletzte Abschnitt behandelt die äußerst gewaltbereite Gilde der Einbrecher. Zu ihrem Equipment gehörte unter anderem auch eine kleine Schildkröte, dazu eine Kerze und ein Flintstein zum Feuermachen. Die Schildkröte wurde mit der brennenden Kerze auf dem Panzer durch eine Maueröffnung ins Haus befördert, wo sie beim Herumlaufen das potentielle Diebesgut beleuchten sollte.

Summary

Historical Cultural Aspects of the Turtle. The Tortoise as Part of the Equipment of Burglars during the Arabic-Islamic Middle Ages: In his „Kašf al-asrār“, the Damascene al-Ğawbarī provides a unique portrayal of the genre of professional scoundreldom during the Arabic-Islamic Middle Ages. What little information there is on the life of this author, who lived during the first half of the 13th century (corresponding to the 7th century of the Islamic calendar), is based entirely on relevant pointers contained in his treatise.
Phrased in contemporary Arabic, the original manuscript of this work appears to have been lost, but a few transcripts have survived. The work begins with an introduction that is followed by a main section of 30 chapters. All these are organized in a varying number of subchapters in which al-Ğawbarī describes in an impressive manner the guilds of scoundrels that together formed the highly diverse Islamic underworld during the Middle Ages.
The penultimate chapter deals with the readily violent guild of the burglars. Their equipment included, amongst others, a small tortoise, a candle, and a flint for making fire. The burning candle was stuck to the shell of the tortoise, and the latter then released through an opening in the wall into a house, where it would walk about and so illuminate the potential loot.