Die Herpetologie in J.M. Bechsteins „Getreuen Abbildungen naturhistorischer Gegenstände in Hinsicht auf Bechsteins kurzgefasste gemeinnützige Naturgeschichte des In- und Auslandes“ (1793 – 1809)

Die Herpetologie in J.M. Bechsteins „Getreuen Abbildungen naturhistorischer Gegenstände in Hinsicht auf Bechsteins kurzgefasste gemeinnützige Naturgeschichte des In- und Auslandes“ (1793 – 1809)

Von Josef F. Schmidtler, München

Zusammenfassung

Der umständliche Gesamt-Titel des Werks: „Getreue Abbildungen Naturhistorischer Gegenstände in Hinsicht auf Bechsteins kurzgefasste gemeinnützige Naturgeschichte des In- und Auslandes für Eltern, Hofmeister, Jugendlehrer, Erzieher und Liebhaber der Naturgeschichte“ lässt bereits Sinn, Zweck und Inhalt deutlich aufscheinen. Es sollte zunächst in erster Linie Bechsteins „Kurzgefasste gemeinnützige Naturgeschichte des In- und Auslandes“ aus dem Jahre 1792 insbesondere hinsichtlich kolorierter Abbildungen und weiterer Anmerkungen ergänzt werden. Dabei ist zwischen 1793 und 1809 ein Mammutwerk in acht Bänden („Hunderten“) zu je 10 Lieferungen entstanden, das etwa 800 Tafeln mit Säugetieren, Vögeln, „Amphibien“ (= Amphibien und Reptilien im heutigen Sinne), Fischen, Insekten und „Würmern“ (= Schnecken und Muscheln) umfasste. Erstaunlicherweise ist dieses riesige Werk in der Folge fast vergessen worden. Was die 57 herpetologischen Tafeln anbelangt, so repräsentieren sie nur einen Ausschnitt und Bruchteil der in Bechsteins berühmter fünfbändiger Enzyklopädie„Herrn de la Cepede’s Naturgeschichte der Amphibien“ (1800-1802) publizierten Abbildungen. Die herpetolo-gischen Tafeln in den „Getreuen Abbildungen“ – meist keine Originale – stellen in vielen Fällen illustrationstechnisch frühe Versionen dar, die dann in Bechsteins fünfbändiger Enzyklopädie verbessert oder besonders bei Schlangen kombiniert wurden. Bechstein verfügte anscheinend über einen reichen Fundus von Abbildungen, die er, jeweils mehr oder minder verändert oder verbessert, in seinen zahlreichen, thematisch unterschiedlichen Werken zwischen 1792 und 1809 einsetzte. Die in den „Getreuen Abbildungen“ verfassten Anmerkungen beziehen sich meist auf einen ökologischen, fortpflanzungsbiologischen, faunistischen oder pädagogischen Inhalt. Insgesamt lässt sich an Bechsteins herpetologischen Werken (besonders bei heimischen Wassermolchen, Eidechsen und Vipern) zwischen 1792 und 1809 auch sehr schön der seinerzeitige, rasante Umbruch in der Gattungs- und Artsystematik ablesen.

Summary

The intricate title of Bechstein’s monumental work „Getreue Abbildungen Naturhistorischer Gegenstände in Hinsicht auf Bechsteins kurzgefasste gemeinnützige Naturgeschichte des In- und Auslandes für Eltern, Hofmeister, Jugendlehrer, Erzieher und Liebhaber der Naturgeschichte“ refers to Bechstein’s basic publication of 1792 and to the coverage of persons being addressed by this „Naturgeschichte“: among them parents, teachers, child care workers, natural history lovers etc. This basic publication was intended to be completed by coloured plates and additional notes. In doing so there arose a giant opus of about 800 plates having appeared between 1793 and 1809 in eight volumes each at ten installments. They comprised mammals, birds, „amphibians“, fishes, insects, „worms“. Surprisingly this big work has been almost forgotten subsequently. The 57 herpetological coloured plates in that are only an excerpt or fraction of Bechsteins famous five volumes encyclopedia „Herrn de la Cepede’s Naturgeschichte der Amphibien“ (1800-1802). The herpetological plates in the „Getreuen Abbildungen“ – mostly no originals – are in many cases early versions of the illustrations being improved or combined (especially in snakes) in Bechsteins great encyclopedia. Bechstein apparently ruled a large pool of images he used, more or less changed or improved, in his numerous thematically different works between 1792 and 1809. The notes being comprised in the „Getreue Abbildungen“ mostly refer to an ecological, fau-nistic and eductional content, or to reproduction. On a whole in Bechstein’s herpetological works (especially in native water newts, lizards and vipers) between 1792 and 1809, the rapid change in genus- and species taxonomy may well be perceived.