„Über die Linck-Sammlung und die von Johann Jakob Scheuchzer abgebildeten Schlangen – die älteste alkoholkonservierte herpetologische Sammlung der Welt?“ – in Auszügen übersetzte deutsche Fassung eines Beitrags von Aaron M. Bauer & Richard Wahlgren (2013)

„Über die Linck-Sammlung und die von Johann Jakob Scheuchzer abgebildeten Schlangen – die älteste alkoholkonservierte herpetologische Sammlung der Welt?“ – in Auszügen übersetzte deutsche Fassung eines Beitrags von Aaron M. Bauer & Richard Wahlgren (2013)

Von Wolfgang Böhme, Bonn

Kurzfassung

Eines der größten privaten Naturalienkabinette war das der Leipziger Apothekerfamilie Linck. Teile dieser Sammlung haben bis heute überlebt und bilden den Kern des Naturalienkabinetts Waldenburg, Sachsen. Die Sammlung war besonders reich an Reptilien und wurde teilweise durch Johann Jakob Scheuchzer in seiner Physica Sacra (1731-1735) bildlich dokumentiert, wo 67 Individuen von Schlangen und Amphisbänen abgebildet sind, basierend auf einem Satz unveröffentlichter Illustrationen, den Icones Serpentum et Viperarum, die unter der Aufsicht von Johann Heinrich Linck dem Älteren angefertigt worden waren. Wir prüfen hier den originalen herpetologischen Inhalt der Linck-Sammlung wie von Johann Heinrich Linck dem Jüngeren in seinem Index Musaei Linckiani dokumentiert und stellen sowohl eine Zusammenfassung früherer Identifizierungen (bis 1858) der im Index und in den Physica Sacra abgebildeten Arten, als auch neue, auf unseren Untersuchungen basierende Bestimmungen vor. Einige der Schlangen dienten als Holotypen oder Syntypen von Arten, die Linnaeus und Blasius Merrem beschrieben haben und sind daher von großem taxonomischem Wert. Nicht weniger als 11 dieser abgebildeten Exemplare (wenngleich keine Typen darunter) und eine unbekannte Zahl weiterer sind noch heute in Waldenburg existent. Diese Exemplare befinden sich mindestens seit 1729 in der Linck-Sammlung, können aber auch bis zu einem halben Jahrhundert älter sein, da die Reptiliensammlung schon am Anfang des 18. Jahrhunderts umfangreich und weithin bekannt war. Selbst bei Annahme des geringstmöglichen Alters gehören die noch existierenden und von Scheuchzer abgebildeten Linckschen Schlangen zu den ältesten belegten alkohol-konservierten herpetologischen Objekten der Welt.

Abstract

On the Linck collection and specimens of snakes figured by Johann Jakob Scheuchzer – the oldest fluid-preserved herpetological collection in the world?: One of the great private natural history cabinets of the century was that of the Linck family of Leipzig pharmacists. Parts of the collection have survived to the present and form the core of the Naturalienkabinett Waldenburg in Saxony, Germany. The collection was particularly rich in reptiles and was documented by Johann Jakob Scheuchzer in his Physica Sacra (1731 – 1735), which figured 67 specimens of snakes and amphisbaenians based on a set of unpublished illustrations, the Icones Serpentum et Viperarum, prepared under the direction of Johann Heinrich Linck the Elder. We review the original herpetological content of the Linck collection as documented by Johann Heinrich Linck the Younger in his Index Musae Linckiani (1783 – 1787) and provide both a summary of earlier identifications (to 1858) of the species depicted in the Icones and Physica Sacra and new identifications based on our research. Some of these snakes served as holotypes or syntypes of species described by Linnaeus and Blasius Merrem and, thus, are of taxonomic significance. As many as 11 of these illustrated specimens (although none of them types), and an unknown number of others, are still extant in Waldenburg. At a minimum, these specimens were present in the Linck collection in 1729, but they may be as much as half a century older, as the reptile collection was already large and well-known by the debut of the century. Even at the minimum age possible, the surviving Linck snakes figured by Scheuchzer are among the oldest documented fluid-preserved herpetological specimens in the world.